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Christlich-Islamische Gesellschaft e.V.
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Texte fuer Friedens-Meditationen

Meditation ueber das Knien

Was tut einer wohl, wenn er hochmuetig wird? Dann reckt er sich, hebt Kopf und Schultern und die ganze Gestalt. Alles an ihm spricht: "Ich bin groesser als du! Ich bin mehr als du!" Ist aber jemand demuetigen Sinnes, fuehlt er sich klein, dann neigt er den Kopf, dann senkt sich seine Gestalt. Er "erniedrigt sich". Und zwar um so tiefer, je groesser der ist, der vor ihm steht; je weniger er selbst in seinen eigenen Augen gilt.

Wo aber spueren wir deutlicher, wie wenig wir sind, als wenn wir vor Gott stehen? Der grosse Gott, der gestern war wie heute, und nach hundert und tausend Jahren! Der diesen Raum erfuellt, und die ganze Stadt, und die weite Welt und den unermesslichen Sternenhimmel, und alles ist vor ihm wie ein Staeubchen. Der heilige Gott, rein, gerecht und von unendlicher Hoheit ...

Wie ist der gross ... Und ich so klein! So klein, dass ich mich mit ihm ueberhaupt nicht vergleichen kann; dass ich ein Garnichts bin vor ihm! Da kommt es einem ganz von selbst, dass man vor ihm nicht stolz dastehen darf. Man "wird klein"; man moechte seine Gestalt niedriger machen, damit sie nicht so anmassend dastehe - und sieh, schon ist die Haelfte ihrer Hoehe geopfert: Der Mensch kniet. Und ist's seinem Herzen noch nicht genug, so mag er sich beugen dazu. Und die gesenkte Gestalt spricht: "Du bist der grosse Gott, ich aber bin ein Nichts!" Wenn du die Knie beugst, lass es kein hastiges, leeres Geschaeft sein. Gib ihm eine Seele! Die Seele des Kniens aber ist, dass auch inwendig das Herz sich in tiefer Ehrfurcht vor Gott neige. Wenn du niederkniest, tu es langsam und tief, und lass Dein Herz dabei sprechen: "Mein grosser Gott ...!" Das ist dann Demut, und ist Wahrheit, und jedesmal wird es deiner Seele gut tun.

(Romano Guardini: Von heiligen Zeichen)

Meditation ueber das Stehen

Ehrfurcht vor dem unendlichen Gott erfordert eine bestimmte gemessene Haltung. Er ist so gross, und wir vor ihm so gering, dass dieses Wissen sich auch aeusserlich kund tut: Es macht uns klein, heisst uns niederknien. Die Ehrfurcht kann sich aber noch anders offenbaren. Denke, du saessest, ruhtest oder plaudertest. Da kaeme jemand, der dir ehrwuerdig ist, und wendet sich an dich. Sogleich wuerdest du aufstehen und in aufrechter Haltung hoeren und antworten. Was bedeutet das? Das Stehen bedeutet vor allem, dass wir uns zusammennehmen. Statt der geloesten Haltung des Sitzens nehmen wir eine beherrschte, straffe an. Es bedeutet, dass wir aufmerksam sind. Im Stehen liegt etwas Gespanntes, Waches. Und endlich bedeutet es, dass wir bereit sind; denn wer steht, der kann sofort auf und davon gehen. Er kann ungesaeumt einen Auftrag ausfuehren, eine Arbeit anfangen, sobald sie ihm zugewiesen wird.

Dies ist die andere Seite der Ehrfurcht vor Gott. Im Knien war es die anbetende, in Ruhe verharrende; hier die wache, taetige. Solche Ehrfurcht hat der aufmerksame Diener; der geruestete Krieger. Sie offenbart sich im Stehen. Zuweilen kann man nicht recht knien; man fuehlt sich beengt dabei. Da tut das Stehen gut; es macht frei. Aber das rechte Stehen! Auf beiden Fuessen, ohne sich aufzustuetzen. Mit geraden Knien, keines laessig gebogen. Aufgerichtet und beherrscht. Darin strafft sich das Gebet und wird frei zugleich, in Ehrfurcht und Tatbereitschaft.

(Romano Guardini: Von heiligen Zeichen)

*

Dass wir hier zusammen sind, um nebeneinander - und vielleicht auch miteinander - zu beten, beweist, dass Frieden moeglich ist und ist ein Zeichen des Friedens fuer die Welt.

Leider ist dieses Zeichen des Friedens gleichzeitig ein Anlass fuer erneuten Unfrieden. Auf beiden Seiten, bei Muslimen wie bei Christen, gibt es Menschen, die unser Tun fuer gefaehrlich halten. Sie glauben, dass gemeinsames Gebet die Unterschiede der Religionen undeutlich macht und ausserdem Menschen in Gefahr bringt, von ihrem Glauben abzufallen.

Wir teilen diese Furcht nicht. Die Erfahrung derer, die den Dialog gesucht haben, spricht dagegen. Sicher muss man auf der anderen Seite die richtigen Gespraechs-Partner finden. Aber ein Sprichwort sagt: 'Vertrauen zu schenken, ist gefaehrlich, niemandem zu vertrauen ist toedlich'.

Trotzdem sollen wir diese Sorgen ernst nehmen. Ich koennte nicht darueber sprechen, wenn ich diese Sorgen nicht selbst gehabt haette. Wir von der islamisch-christlichen Gesellschaft haben eine (!) Antwort gefunden, die wir mit Ihnen teilen moechten.

Bitte stellen Sie sich vor, dass Sie an der Geburtstagsfeier einer Mutter teilnehmen. Sie hat zwei Kinder, einen erwachsenen Sohn und eine kleine Tochter von 3 Jahren. Der Sohn, der schon Geld verdient, schenkt seiner Mutter ein goldenes Armband. Die kleine Tochter schenkt der Mutter ein Armband, dass sie aus bunten Samenkoernern und einem Zwirnsfaden selbst gemacht hat. Obwohl die beiden Geschenke einen hoechst unterschiedlichen materiellen Wert haben, sind sie in den Augen der Mutter gleich gut. Jedes der Kinder gab so viel, wie es konnte. So sieht das auch der erwachsene Sohn, so sieht das auch jeder der Geburtstags-Gaeste. Undenkbar, dass der erwachsene Sohn der kleinen Schwester verbietet, ihr Geschenk der Mutter zu uebergeben. Undenkbar auch, dass der erwachsene Sohn aus Protest gegen das kleine Geschenk die Geburtstagsfeier verlaesst.

Duerfen wir uns anders verhalten, wenn wir - Muslime und Christen - Gott unsere Anbetung schenken? Ein gemeinsames Gebet zu verweigern heisst naemlich nicht nur, den eigenen Glauben zu beschuetzen. Es heisst auch, Gott vorzuschreiben, welche Anbetung er annehmen darf. Gott hat die Menschen aufgefordert, ihn anzubeten, aber nicht, ihn zu bevormunden.

Lassen Sie mich schliessen mit einem Vers, einer Aya, aus dem Psalm 133. Die Psalmen sind ein Teil des heiligen Buches der Juden, dass bei den Christen 'Altes Testament' heisst und das auch im Koran genannt wird:

'Wohlan, nun preiset den Herrn, ihr Knechte alle des Herrn.' Amen.

Christlich-Islamische Gesellschaft fuer das Friedensgebet der Franziskaner am 26.November 1988 in Duesseldorf. Nachtraeglich entdeckt passt auch Sure 2 Aya 114 (108 in Basrenser Zaehlung) gut hierzu.

*

Wie aller Wert des Sternenscheines nicht den Wert eines Sechzehntels des Mondscheins hat, sondern der Mondschein den Sternenschein in sich aufnimmt und leuchtet und glaenzt und strahlt,

so haben auch alle Mittel, um sich religioeses Verdienst zu erwerben, nicht den Wert eines Sechzehntels der Liebe, der Erloesung des Herzens, die Liebe nimmt sie in sich auf und leuchtet und glaenzt und strahlt.

Und wie im letzten Monat der Regenzeit, im Herbst, der Himmel klar und wolkenlos ist, die Sonne sich ueber den Himmel erhebt, und, alles den Luftraum fuellende Dunkel hinwegscheuchend, leuchtet, glaenzt und strahlt,

so uebertrifft auch die Liebe alle anderen verdienstlichen Werke.

(Buddhistisch)

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Die Liebe des Himmels erstreckt sich auf die ganze Welt; er sucht alle Wesen seiner Wohltaten teilhaftig zu machen.

Dies liesse sich nur leugnen, wenn es in der Welt die geringste Kleinigkeit gaebe, die nicht vom Himmel geschaffen waere.

Nicht ist besser, als den Himmel sich zum Vorbild zu nehmen. Die Wirksamkeit des Himmels ist allumfassend.

Man muss tun, was der Himmel wuenscht, und unterlassen, was er nicht wuenscht.

Er wuenscht, dass die Menschen einander lieben, dass sie einander nuetzen, und wuenscht nicht, dass die Menschen einander hassen und berauben.

(Chinesisch)

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Die Vollkommenheit erweist sich nicht etwa nur an Kindern und Bruedern, sondern auch an Feinden.

Das zweite Band der Liebe muss um unseres Herrn und seines Gebotes willen auch unsere Gegner umfassen und an unser Herz anschliessen.

Dann erst koennen wir in Wahrheit und mit Segen zur Liebe des Naechsten abwaerts steigen, wenn wir zuvor in der Liebe Gottes von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit allen Kraeften aufwaerts gehoben sind.

(Gregor der Grosse)

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Der sicherste Weg, sich Verdienst zu erwerben, ist die Geduld. Entferne allen Hass aus deinem Herzen und lege alle Feindschaft ab; dann sei versichert, dass Gottes Barmherzigkeit dich mit vielen Wohltaten ueberhaeufen wird.

(Franz Solanus)

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Wende dich nie zurueck, sondern immer nach vorn. Was in deinem Leben geschehen ist, ist geschehen. Gott weiss es. Wichtig ist nur, dass dir der Augenblick, das einzige, was sich in deinen Haenden befindet, nicht entflieht. Im Augenblick liebe Gott aus ganzem Herzen und tu seinen Willen. Unsere Liebe muss sich wie ein Strahl bewegen. Er kommt aus unserem Herzen und geht in das Unendliche: immer und einzig zu Gott.

(Chiara Lubich)

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Wir glauben an Gott, den Schoepfer einer noch nicht vollendeten Welt. Er hat einen ewigen Plan fuer ihre weitere Entwicklung und laedt uns alle ein, an seiner Ausfuehrung teilzunehmen.

Wir glauben an Gott, der die Menschen nicht in Arme und Reiche, Spezialisten und Unwissende, Herren und Sklaven geteilt hat.

Wir glauben, dass es moeglich ist, den gerechten Frieden aufzubauen.

Wir glauben an die Moeglichkeit eines sinnerfuellten Lebens fuer alle Menschen und an eine Zukunft fuer diese Welt Gottes. Amen.

(Missio, Santiago de Chile)

*

Es ist Morgen geworden fuer uns und fuer die Schoepfung. Die Schoepfung ist Gottes, das Lob ist Gottes, die Majestaet ist Gottes, die Groesse ist Gottes, sein ist Erschaffung und Befehl; Tag und Nacht und was darinnen ruht, ist Gottes.
O Gott, mache den Anfang dieses Tages heilsam, seine Mitte erfolgreich und sein Ende gedeihlich, o Du Allerbarmherzigster.

*

Ein Regentropfen, der sich von einer Wolke loeste, war beschaemt, als er das Meer erblickte: "Wer bin ich schon - angesichts des Meeres"? fragte er. Als er sich mit den Augen der Demut sah, fand er sich in der hegenden Umarmung einer Muschel wieder.

(Saadi von Schiras)

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Eines Tages gossen einige Israeliten Schmaehungen ueber Jesus aus, als er durch ihren Stadtteil ging. Aber er antwortete, indem er in ihrem Namen Gebete sprach. Jemand sagte zu ihm: "Du hast fuer diese Menschen gebetet; fuehlst Du denn keinen Zorn gegen sie?" Er antwortete: "Ich konnte nur das ausgeben, was meine Boerse enthielt."

(Attar von Nischapur)

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Von guten Maechten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz bestimmt an jedem neuen Tag.

(Dietrich Bonhoeffer kurz vor seiner Hinrichtung)

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Die Stammtischrunde fragte Jesus: "Wer ist denn unser Naechster?" Jesus begann zu erzaehlen: "Ein Mann ging von Berlin-Tempelhof nach Berlin-Kreuzberg. Unterwegs ueberfiel ihn eine Bande. Sie nahm ihm die Aktentasche und seine Brieftasche und die Scheckkarte weg, schlug ihn zusammen und liess ihn krankenhausreif liegen.

Nun kam ein Pfarrer den selben Weg. Der war aber eilig, weil er ohnehin schon spaet dran war mit der Kirchenvorstands-Sitzung. Auch ein Oberkirchenrat, ein Regierungsrat des Senators fuer Soziales, ein Bereitschaftsfuehrer des Roten Kreuzes und ein Geschaeftsfuehrer der Arbeiterwohlfahrt machten einen Bogen um den Ungluecklichen.

Zuletzt kam ein Tuerke vorbei, Muellwerker bei der Strassenreinigung, noch im Overall. Als er den Ueberfallenen sah, hatte er Mitleid. Er verband ihn mit seinem Taschentuch, half ihm vorsichtig auf die Beine, legte seinen Arm um die Schultern und brachte den Humpelnden und Stoehnenden zu der Privatpraxis des bekannten Unfall-Spezialisten Dr.X. Als der unwillig nach der Zahlungsfaehigkeit des unangemeldeten Patienten fragte, sagte der Tuerke, das ginge in Ordnung. Er nestelte Geld aus der Hosentasche und zahlte dem Arzt bedaechtig einen Wochenlohn auf die Hand".

Aus AKTUELLE FRAGEN. Vielleicht wuerde Lukas das zehnte Kapitel seines Evangeliums heute so schreiben.

*

Kein anderes Wort wird von den Muslimen im alltaeglichen Leben so oft benutzt wie "Salam". Obwohl man dieses Wort haeufig genug verwendet, macht man sich leider weniger Gedanken ueber den tieferen Sinn dieses Begriffes. Man gebraucht "Salam" haeufig nur als Grussformel. "Salam" stammt von dem arabischen Taetigkeitswort "Salima", das heisst sicher sein, unversehrt sein, wohlbehalten sein, von etwas frei sein. Als Hauptwort bezeichnet "Salam" einen Zustand, der alle Bedeutungen von "Salima" enthaelt, das ist es, was man mit "Friede" meint. Zum Frieden gehoeren Sicherheit, Gerechtigkeit, frei sein von jedem Uebel. Wenn ein Mensch einen anderen mit "Salam" begruesst, so wuenscht er ihm all das, was ein solcher "Salam" zum Inhalt hat. Gott ruft die Menschen im Koran zum Haus des Friedens, das heisst zum Paradies. Sie werden dort mit "Salam" begruesst. "Ihnen wird (dereinst) eine Behausung des Friedens (Heils) zuteil" (Sura 6/127). "Sie sagen: Friede sei ueber euch! Geht in das Paradies ein fuer das, was ihr getan habt" (Sura 16/32). Salam ist im Koran so wichtig, dass dieses Wort, wenn der Name eines Propheten genannt wird, diesem angefuegt wird. Gott wuenscht jedem Propheten und Gesandten Friede und Heil (Sura 37 Verse 109, 120, 130, 181). Der Friede ist auch der hoechste Lohn, den die Glaeubigen am Juengsten Tag vom Herrn bekommen werden (Sura 13/24). Wir muessen an dieser Stelle noch auf die gemeinsame Wurzel von "Islam" und "Salam" hinweisen. Beide Begriffe stammen aus demselben Wortstamm (Verb). "Islam" bedeutet Hingabe an Gott. Wenn jemand erklaert, dass er Gott ergeben ist, wird er Muslim genannt. Mit dem Vertrauen auf Gott bekommt der Mensch sein Heil (Salam). Obwohl der Islam so eng mit dem "Salam" verbunden sit, sind sich leider nur wenige Menschen dieser Verbindung bewusst.

(Mohammed Heidari, Duesseldorf Dezember 1987)

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Wir beten um Frieden, ihr betet um Frieden, und die Christen beten auch um Frieden. Aber weder individuell noch in der Gemeinschaft kommt es zu diesem Frieden - warum nicht?

Fuer jedes Ereignis, das sich in dieser Welt ereignen soll, muessen zuerst die richtigen Voraussetzungen bestehen. Friede ist keine Ausnahme von dieser Regel. Damit sich Friede einstellt, muessen zunaechst bestimmte Bedingungen erfuellt sein. Erst wenn diese erfuellt sind, erlangst du Frieden in dir selber und Frieden mit deiner Umgebung. Solange aber diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, wird Friede nur als eine unerreichbare Idealvorstellung bestehen.

Die erste Bedingung fuer den Frieden unter den Menschen ist, dass einer den anderen mit Wohlwollen und Toleranz ansieht. Man betrachte nur diese herrlichen Gaerten: auf ein- und demselben Stueckchen Erde wachsen viele hundert verschiedene Baeume und Pflanzen. Keine dieser Pflanzen beschwert sich ueber die Naehe eines andersartigen Nachbar-Gewaechses. Pflanzen sind nicht fanatisch, sie bestehen nicht darauf, dass alle Baeume in ihrer Nachbarschaft von ihrer eigenen Art sein muessen.

Wenn Leute verschiedener Herkunft oder Religion benachbart leben und wenn jeder die Rechte des anderen respektiert, dann koennen Menschen ohne Probleme miteinander leben.

(Sheik Nazim Al Qubrusi, Quellen des Meeres der Barmherzigkeit, Konya 1984, Friedensgebet Duesseldorf Dezember 1987)

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Wie oft verzichten wir darauf, auf andere Menschen zuzugehen, ihnen "Signale" zu senden, weil wir - oft auf Grund schmerzlicher Erfahrung und vieler Enttaeuschungen - meinen, wir erreichen sie doch nicht. Wie oft geben wir nur dann Zeichen unseres Gemeinschaftswillens, wenn wir "sicher" sind, dass sie ankommen, aufgegriffen werden und Antwort finden. Aber gilt nicht auch fuer unser Leben mit seinen so vielfaeltigen Kommunikationsschwierigkeiten, dass Begegnung, Gemeinschaft, ja Freundschaft nur gelingt, wenn wir ohne Blick auf Erfolg und Gelingen, ja, falls erforderlich, in der Haltung der "Hoffnung wider alle Hoffnung" Zeichen des Wohlwollens, der Anteilnahme und Offenheit fuereinander und Signale unseres Zugehens und Wartens aufeinander kundtun?

(Gisbert Greshake in seinem Taschenbuch "Die Wueste bestehen").
Verwendet im Friedensgebet Koeln 27.Oktober 1995.

Meditation nach dem zweiten Buch der Koenige

In der Heiligen Schrift der Juden gibt es ein "Zweites Buch der Koenige". Dort lesen wir:

$10/15$ Dann ging Jehu von dort [weiter] und traf Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm entgegenkam. Jehu gruesste Jonadab und sagte zu ihm: Ist dein Herz aufrichtig - wie mein Herz gegen dein Herz? Jonadab sagte: Es ist so. Jehu erwiderte: "Wenn es so ist, dann gib mir deine Hand" und Jonadab gab Jehu seine Hand.

Jonadab wird an einer anderen Stelle der hebraeischen Bibel (Jer 35) als der Gruender einer extremistischen Sekte beschrieben. Jehu wird nach dem soeben beschriebenen Treffen hingehen, um Menschen anderen Glaubens zu toeten. Wenn beide so fanatische Menschen sind, was bedeutet dann ihr Haende-Schuetteln? Warum hat Gott veranlasst, dass dieser Text geschrieben wurde?

"Wenn es so ist, dann gib mir deine Hand", soll bestimmt nicht bedeuten: "Dann stimme mit mir ueberein". Es bedeutet auch nicht: "Bete so wie ich" oder "ich will kuenftig beten so wie du". In diesen Fragen haben religioese Menschen keine Wahl. Beide Partner eines Dialogs, eines Gespraeches muessen handeln wie Menschen, die von ihrer Meinung oder ihrem Glauben wirklich ueberzeugt sind. Jehu meint bestimmt: "Halte fest an dem, von dem du glaubst, dass es Gott gefaellt, und ich werde dasselbe tun".

Jehu meint aber sicher auch: "Liebe mich, und nicht nur so, wie du alle Menschen liebst. Liebe mich vielmehr als Weggefaehrten im Glauben". Es bedeutet sicher auch "Gedenke meiner in Deinen Gebeten" und "Bringe mich dazu, anderen Menschen Liebe und gute Werke zu schenken". Und schliesslich: "Liebe mich nicht nur mit Worten, sondern mit Taten, und soweit du es verantworten kannst, arbeite mit mir zusammen am Werk Gottes".

John Benjamin Wesley, der Gruender der methodistischen Bewegung, hat diese Meditation schon vor rund 200 Jahren geschrieben. Es ging ihm nicht um Gleichgueltigkeit in Glaubensfragen. Er wollte aber, dass religioese Menschen die Liebe, die sie in ihrer Gemeinde erhalten, mit starker, herzlicher Zuneigung weitergeben, an Freunde und Naechste, aber auch an Fremde und Feinde.

Deshalb frage auch ich jeden von euch:
"Ist dein Herz aufrichtig - wie mein Herz gegen dein Herz?
Wenn es so ist, dann gib mir deine Hand".

(Frei nach Kenneth Cracknell "Mission und Dialog", 1990, Seite 121).
Verwendet 4.Mai 1991 in Duesseldorf? Etwa 1993 auch in Koeln.

*

VATER UNSER IM HIMMEL
Manche meinen, Du haettest Dich im Himmel zur Ruhe gesetzt, weil die Menschen Dir ueber den Kopf gewachsen sind. Andere meinen, es gaebe Dich ueberhaupt nicht, weil Raumschiffe Dich nicht finden koennen. Wir glauben aber, dass Du wirklich existierst und diese Welt und uns Menschen geschaffen hast. Damit du auf Erden in unserer Naehe bist, muessen wir Dich aber rufen und Deiner Anwesenheit wuerdig sein. Bitte nimm unser Rufen an und sei in unserer Mitte.

GEHEILIGT WERDE DEIN NAME
Deine Heiligkeit haben wir aus den Augen verloren. Wir koennen es kaum noch glauben, dass alle Voelker der Welt vor Deinem heiligen Namen in die Knie gehen sollen. Regen wir uns wirklich noch auf, wenn Saenger und Schauspieler ein Kreuz nur zur Zierde tragen und keinen Respekt mehr vor diesem heiligen Zeichen haben? Sind wir wirklich noch empoert, wenn der Name Allahs in billigen Witzen ueber Oelscheichs verwendet wird? Deshalb wollen wir hier Deinen Namen ganz bewusst heiligen.

DEIN REICH KOMME
Unsere Reiche werden mit Berechnungen und Verordnungen, haeufig sogar mit Mord und Ungerechtigkeit gebaut. Deshalb bitten wir darum, dass diese Erde so wird, wie Du sie gewollt hast.

DEIN WILLE GESCHEHE WIE IM HIMMEL SO AUF ERDEN
Wir haben Deinen Willen vergessen, weil wir unsere eigene Freiheit ausnutzen wollen. Wirkliche Freiheit ist aber nicht schrankenlos, sondern muss an das gebunden sein, was Du fuer uns vorgesehen hast. Wir wollen aber nicht nur darum bitten, dass Dein Reich zu uns komme, gewissermassen als Geschenk. Wir wollen uns auch aktiv dafuer einsetzen, dass Dein heiliger Wille hier auf Erden wirklich durchgesetzt wird.

UNSER TAEGLICHES BROT GIB UNS HEUTE
So viele Noete dieser Welt beruhen auf dem Hunger. Selbst der Unfriede zwischen den Religionen beruht haeufig darauf, dass Menschen vor Hunger nicht mehr klar denken koennen. Gib uns unser taegliches Brot. Bewahre uns aber auch vor zu viel Angst um das Brot von Morgen. Wir wollen darauf vertrauen, dass Du auch morgen und uebermorgen immer noch fuer uns sorgen willst.

UND VERGIB UNS UNSERE SCHULD, WIE AUCH WIR VERGEBEN UNSEREN SCHULDIGERN
Weil Du uns Menschen unvollkommen geschaffen hast, traegt auch jeder von uns irgendwelche Schulden Dir gegenueber mit sich herum. Bevor wir wagen, Dich um Vergebung der Schulden zu bitten, die wir bei Dir haben, rufe uns ins Gedaechtnis, wo wir vergessen haben, selbst zu vergeben. Wo wir ohne Liebe, vielleicht sogar gegen die Liebe gehandelt haben. Wo wir gelogen haben. Leichtfertig und ohne Kenntnis ueber eine andere Religion zu reden ist beispielsweise auch schon ein falsches Zeugnis gegen einen Naechsten. Nachdem wir unseren Mitmenschen vergeben haben, vergib bitte auch uns unsere Schulden bei Dir.

UND FUEHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG
Offensichtlich willst Du nicht, dass wir Menschen ein richtig bequemes Leben fuehren. Wir wollen deshalb mit vielen kleinen Versuchungen im Training bleiben fuer grosse Versuchungen. Bitte bewahre uns aber vor Versuchungen, die zu stark fuer uns sind.

SONDERN ERLOESE UNS VON DEM BOESEN
Boese ist nicht nur, was uns Schmerzen bereitet. Boese sind auch Schmerzen, die wir anderen zufuegen. Haufig quaelen wir sogar Menschen, die noch gar nicht leben, sogar unsere eigenen ungeborenen Nachkommen. Boese kann auch sein, was uns angenehm ist. Alkohol und Nikotin zum Beispiel. Selbst die Ausbreitung Deiner Wahrheit, die Du sowohl Christen als auch Muslimen in Auftrag gegeben hast, kann boese sein. Dann naemlich, wenn wir nicht Deine Liebe zu den Menschen verkuenden, sondern Christentum und Islam nur eine Ausrede fuer unsere eigene Machtgier sind. Bitte bewahre uns vor allem Boesen.

DENN DEIN IST DAS REICH UND DIE KRAFT UND DIE HERRLICHKEIT IN EWIGKEIT.
Du rechnest nicht nach Stunden und Tagen, sondern nach Jahrmillionen. Du misst nicht in Metern, sondern in Lichtjahren. Wir Menschen erkennen nicht genug von Deinem Reich, wir sind gebunden an unser kleines Leben, im Verhaeltnis zu Dir sind wir fast blind. Lass uns Deine Herrlichkeit ahnen, weite unseren Blick fuer Deine Unendlichkeit, ermutige uns an, Deine Zeugen zu sein.Amen

(Klaus Schuenemann in Anlehnung an Uwe Seidel, Aussaat-Schriftenmissionsverlag Gladbeck).
Verwendet 26.Oktober 1997 in Duesseldorf.

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Herr, gib mir Mut zum Bruecken bauen,
gib mir den Mut zum ersten Schritt,
lass mich auf deine Bruecken trauen,
und wenn ich gehe, geh du mit.

Ich moechte gerne Bruecken bauen,
wo alle tiefe Graeben sehn.
Ich moechte ueber Zaeune schauen
und ueber hohe Mauern gehn.

Ich moechte gern dort Haende reichen,
wo jemand harte Faeuste ballt.
Ich suche unablaessig Zeichen
des Friedens zwischen Jung und Alt.

Ich moechte nicht zum Mond gelangen,
jedoch zu meines Feindes Tuer.
Ich moechte keinen Streit anfangen;
ob Friede wird, liegt auch an mir.

Herr, gib mir Mut zum Bruecken bauen,
gib mir den Mut zum ersten Schritt,
lass mich auf deine Bruecken trauen,
und wenn ich gehe, geh du mit.

Text: Kurt Rommel 1963, Melodie: Paul Gerhard Walter 1978.
Verwendet 26.Oktober 1997 in Duesseldorf.

*

Jeder Mensch kann Problemen begegnen, aber das Wichtige dabei ist, wie man mit ihnen fertig wird und eine Loesung findet. Manche suchen eine gewalttaetige Loesung des Problems, ob mit materieller Gewalt oder Gewalt mit Worten, indem sie erbost zu jemandem sprechen, der ein Problem verursacht hat, indem sie Gewalt anwenden und laut werden. Mit Leuten in Streit zu geraten kann zum Verlust von Freundschaft und Liebe fuehren.

Ein anderer wird vielleicht ein Problem loesen, indem er seine Autoritaet benutzt, Anweisungen gibt und Verbote ausspricht. Solch ein Verhalten findet sich zwischen einem Vater und seinen Kindern, einem Ehemann und seiner Frau oder einem Arbeitgeber und seinen Beschaeftigten.

Es ist leicht, Autoritaet zu benutzen. Sie kostet nichts. Doch die Reaktionen auf Autoritaet koennen am Ende wieder zu Gewalt fuehren. Autoritaet kann dazu fuehren, dass man sich gegen die Autoritaet auflehnt. Oder Wenn das Problem nur an der Oberflaeche geloest wird, bleibt es zumindest im Herzen selbst, in den Gefuehlen und zwischenmenschlichen Beziehungen, weiter bestehen.

Einige neigen dazu, den Problemen auszuweichen und sehen darin eine Loesung. Sie stellen sich dem Problem nicht, sondern versuchen, es vor sich herzuschieben, das Problem fernzuhalten oder ihm auszuweichen. Das ist keine Loesung. Das Problem wird nach einiger Zeit wiederkommen, den Menschen beunruhigen und weiter ungeloest im Raum stehen.

Andere versuchen ein Problem zu loesen, indem sie es ignorieren. Man kann sich einreden, es gaebe kein Problem. Man verschliesst die Augen und denkt, man wuerde das Problem nicht mehr sehen und ihm dadurch entgehen. Das Problem wird aber nichtsdestoweniger da sein, nur dass man nicht mehr davon spricht, daran denkt oder sich mit ihm beschaeftigt.

Aber fuer jedes Problem gibt es verschiedene Loesungen durch angemessenes und ruhiges Nachdenken und durch Weisheit, so wie Koenig Salomo im allgemeinen die Probleme loeste, die sich ihm stellten und denen er gegenueberstand. Ein Problem kann durch Gebet geloest werden, indem man es Gott darlegt, manchmal auch durch Fasten, wie es die Heiligen zu tun pflegten. Obwohl manche Probleme eine schnelle Entscheidung brauchen, so sollten doch andere wiederum durch Geduld und Ausdauer geloest werden.

Es ist nicht richtig, ein Problem zu loesen, indem man ein anderes Problem schafft. Ebensowenig ist es angemessen, ein Problem zu loesen, indem man jemandem Unrecht tut oder ungeistliche Mittel verwendet, so wie manche ihre Probleme mit Luegen oder listigen Wegen angehen, Umwege waehlen oder Tricks und Taeuschung von Menschen anwenden.

(Papst Schenuda III. der Kopten)

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Beten bedeutet, sein Herz Gott zu oeffnen, um mit ihm in Liebe und Offenheit zu sprechen. Im Gebet koennen wir das Persoenliche vor Gott ausbreiten. Das Gebet ist ein Band zwischen Mensch und Gott.

Beten ist das Gefuehl, in der Gegenwart Gottes zu stehen. Es stellt eine Partnerschaft mit Gott dar. Das Gebet befriedigt Hunger und Durst nach Gott. In den Psalmen der Juden heisst es "Kostet und sehet, wie gut der Herr ist (34/8)", "wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so sehne ich mich nach Dir, mein Gott (42/1)", "Du machst mich satt und gluecklich wie bei einem Festmahl (63/5)".

Das Gebet ist die Unterordnung unter Gott, so dass er uns selbst fuehren kann, "Dein Wille geschehe". Das Gebet ist ein Eingestaendnis des Mangels an eigener Kraft und das Eingestaendnis der Unzulaenglichkeit unserer Intelligenz. Deshalb suchen wir Zuflucht bei einer hoeheren Macht, die fuer uns sorgt. Das Gebet soll unsere Unabhaengigkeit von Gott aufheben. Es ist eine Begegnung mit Gott. entweder wir heben uns zu ihm empor oder er kommt zu uns herunter. Das Gebet wendet sich zum Himmel und zum Thron Gottes. Beten folgt nicht einer Verpflichtung oder einem Befehl. Es ist nicht nur ein Gebot, Froemmigkeit oder Hingabe. Es folgt auch Verlangen und Sehnsucht. Sonst waere es nur eine Buerde, die wir auf uns nehmen, um gehorsam zu sein.

Gebet ist nicht nur Bitte. Man kann auch beten, ohne um etwas zu bitten, um Gott zu preisen oder um Gott zu danken. Deshalb ist das Gebet des Lobes und der Anbetung erhabener als das Bittgebet. Wer etwas anderes als Gott im Gebet sucht, wird nie in der Lage sein, sich so am Gebet zu erfreuen, wie es sein soll.

Beten bedeutet, der Welt vollstaendig zu sterben, alle weltlichen Freuden zu vergessen, so dass allein Gott in den Gedanken bleibt. Das Gebet ist die Leiter, die Himmel und Erde verbindet. Es ist die Bruecke, die wir ueberqueren muessen, um den Himmel zu erreichen, den Ort, wo es nichts Weltliches mehr gibt. Es ist ein Schluessel zum Himmel. Es ist eine Kombination von Gefuehlen, die in Worten ausgedrueckt werden. Gottes Gegenwart zu fuehlen ist ein Gebet.

Betrachte alle Bedeutungen dieses Begriffes und frage Dich:
"Bete ich wirklich?"

(Papst Schenuda III. der Kopten)

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Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon friedlich ist.

(Martin Luther King)

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Wer keinen Frieden im Herzen hat, dem redet die Schoepfung vergeblich ins taube Ohr.

(Adolf Kolping).

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Friede und Zwiespalt liegen nicht in den Verhaeltnissen, sondern in den Herzen.

(Jeremias Gotthelf)

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Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, haette aber die Liebe nicht, waere ich droehnendes Erz oder eine laermende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden koennte und alle Geheimnisse wuesste und alle Erkenntnis haette; wenn ich alle Glaubenskraft besaesse und Berge damit versetzen koennte, haette aber die Liebe nicht, waere ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer uebergaebe, haette aber die Liebe nicht, nuetzte es mir nichts.

Die Liebe ist langmuetig, die Liebe ist guetig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie blaeht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehoerig, sucht nicht ihren Vorteil, laesst sich nicht zum Zorn reizen, traegt das Boese nicht nach. Sie freut sich nicht ueber das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.

Sie ertraegt alles, glaubt alles, hofft alles, haelt allem stand. Die Liebe hoert niemals auf.

(1.Korintherbrief, 13/1-8)

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Was das Christentum ganz verwirrt hat und was zum grossen Teil den Anlass zu der Einbildung von einer triumphierenden Kirche gegeben hat, ist dies, dass man das Christentum als Wahrheit im Sinne von Resultat angesehen hat, statt als Wahrheit im Sinne von Weg.

(Soeren Kierkegaard 1813-1855)

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Zehn Gebote fuer den Dialog

1) Schaue zuerst auf die reiche Fuelle dessen, was die Religionen an wertvollem Gut gemeinsam haben.

2) Sieh zu, ob das Unterscheidende nicht vielleicht geschichtlich bedingt ist und im Fluss der weiteren geschichtlichen Entwicklung zum Zusammenklang gefuehrt werden kann.

3) Kaempfe nicht gegen andere Religionen, aber wetteifere mit ihnen im Glauben und in der Liebe.

4) Kaempfe statt dessen gegen das selbstgerechte satte Behagen in den eigenen Reihen.

5) Habe Ehrfurcht vor den anderen Religionen, auch wenn du dies oder jenes in ihnen nicht verstehst.

6) Vergleiche Ideal mit Ideal und Wirklichkeit mit Wirklichkeit.

7) Suche die Schuld an der Trennung zuerst bei dir und deiner eigenen Religion, und zwar die geschichtliche wie auch die heutige Schuld. Wenn du aber die Spaltung verhaerten willst, dann stelle deine Forderungen zuerst an die anderen.

8) Versuche nicht, zuerst die anderen zu bekehren, sondern bekehre dich selbst. In dem Masse, als du dich selbst aenderst, aenderst du auch die anderen.

9) Sprich nicht von Rueckwendung, sondern erwarte die Ueberbrueckung von Spaltung von einem Vorwaerts, von der Reifung und dem Wachstum aller Religionen.

10) Lerne die andere Religion kennen durch persoenliche Begegnung und durch ihr Schrifttum.

(Josef Thome 1891-1980)

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Die ewige Frage "Was ist Wahrheit" ist falsch formuliert. Es sollte heissen "Wer ist Wahrheit". Und darauf haben Christen eine eindeutige Antwort: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", sagte Jesus.

(Leon Zander +)

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Jeder, der seinen Glauben vergeblich Andersglaeubigen verkuendet, muss die Schuld zuerst bei sich selbst suchen. Er muss sich bewusst sein, das es nicht nur die Schuld der anderen ist, wenn sie ihn nicht verstehen koennen. Er muss anerkennen koennen, dass die getrennten Schwestern und Brueder bisweilen Wahrheiten bewahrt und entwickelt haben, die bei uns selbst dank der Hartherzigkeit der Glaeubigen und der oft noch viel groesseren Selbstgerechtigkeit der Theologen zeitweilig in den Hintergrund getreten sind.

(Robert Grosche + 21.Mai 1967)

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In der Kabbala, der tiefsinnigen juedischen Lehre, fragt ein Schueler seinen Meister: "Wenn es richtig ist, was Psalm 85/12 sagt: Die Wahrheit waechst aus der Erde", warum hebt sie niemand auf? Darauf antwortet der Meister: "Es will sich niemand so tief buecken". Wir Christen verfehlen darum so oft die Wahrheit, weil wir uns nicht buecken wollen. Sich buecken bedeutet, den Ruecken kruemmen, sich niederknien. Der stolze Mensch will sich aber nicht klein machen, und darum findet er die Wahrheit nicht. Er wendet sich enttaeuscht ab, wenn ihm am Menschen und an der Kirche die Wahrheit erscheint, die den Menschen von seinem Thron stuerzt und ihn so enthuellt, wie er in Wirklichkeit ist: Ein schwaches, erdhaftes, verschuldetes und suendhaftes Geschoepf. Wurden nicht schon die engsten Getreuen Jesu irre, als sie ihn in seiner Wahrheit sahen, den Erniedrigten und Verachteten der Menschen, das Lamm mit unserer Suende beladen? Er, der die Wahrheit ist, sah das voraus. Darum gab er ihnen ein Beispiel: Er kniete vor seiner Kreuzigung nieder und wusch ihnen die Fuesse. Er kruemmte seinen Ruecken und diente ihnen in Liebe "bis zum Letzten". Wenn Christen Ja zu Andersglaeubigen sagen, dann bedeutet das im Grunde nichts anderes als ein solches Niederknien, um die Wahrheit aufzuheben, die "aus der Erde erwaechst". Christen und Muslime werden Bruecken zueinander finden, wenn wir voreinander niederknien zum niedersten Dienst an verstaubten und blutenden Fuessen. Wenn wir uns aber nicht buecken wollen, dann finden wir auch die Wahrheit nicht, die Wahrheit, die uns eint, weil sie unsere Liebe offenbart.

(Thomas Sartory 1925-1982)

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Die Zusammenarbeit der Religionen ist in unserer Zeit notwendiger denn je zuvor, weil die allen glaeubigen Menschen gemeinsame Sorge um die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten zu einer Beaengstigung geworden ist, und weil ihr nur durch gemeinsames Werk, unter gemeinsamer Anrufung der Hilfe Gottes, taetig begegnet werden kann. Die Voraussetzung dafuer ist eine grundlegende Wandlung des Toleranz-Begriffs. Die Mitglieder der verschiedenen Glaubensgemeinschaften sollten einander nicht nur "dulden", sondern in einem gemeinsamen Dienst am Menschen die Bindung an Gott als Gemeinschaft erfahren und bewahren.

(Martin Buber 1878 - 1965)

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Der Anspruch, die Fuelle der Wahrheit zu besitzen, wird aufhoeren, ein Stein des Anstosses zu sein, wenn wir auch die Fuelle der Liebe haben.

(Abt Emmanuel Maria Heufelder 1898-1982)

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Im Laufe der Geschichte haben Christen und Muslime ihre Unterschiede "furchtbar" gemacht. Zur Verpoenung der Andersglaeubigen, zur Arroganz engstirniger Heilsmonopole, zur Selbstgerechtigkeit, die ihre Wahrheit nur im Luegenstrafen des anderen zu beweisen vermochte. Sollten wir unsere Unterschiede nicht endlich "fruchtbar" machen? Als Weg zu einem vertieften Selbstverstaendnis, als Einladung, die Welt einmal mit den Augen des anderen zu sehen, ja vielleicht sogar als Fingerzeig, dass Gott die Vielfalt liebt und gross genug ist, auf dass keine Einzahl, auch nicht eine Anzahl, sondern eher eine Unzahl von Wegen ihn zu erreichen vermag?

Moege diese kuenftige Suche nach gegenseitiger Verdeutlichung unter dem Leitwort des Propheten Maleachi (3,16-17) stehen: "Die Gottesfuerchtigen troesten sich untereinander. Der Herr merkt es und hoert es, und es wird ein Gedenkbuch geschrieben fuer die, welche den Herrn fuerchten und an seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der Herr, ... mein Eigentum sein und ich will mich ihrer erbarmen".

(Pinchas Lapide zu Karl Rahner 1982)

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Friede ist ebensowenig ein fester Besitz wie der Glaube. Beide wollen gelebte Wirklichkeit werden, taeglich neues Geschenk, taeglich neues wirkliches Weitergeben dieses Geschenks an die Menschengeschwister.

(Martin Niemoeller 1892-1984)

Haben wir nicht alle unser Ninive?

Was waere unser Leben ohne Spiegel? Bevor wir uns auf den Weg machen, schauen wir noch einmal hinein. Doch gibt es nicht nur Spiegel, in denen wir uns unmittelbar erkennen. Auch Geschichten koennen Spiegel sein. Je mehr wir uns in sie vertiefen, um so deutlicher kommt uns zu Bewusstsein: "Und dieser Mensch bist du!" Die Bibel ist voll von solchen "Spiegel-Geschichten". Man denke beispielsweise an jene vom Propheten Jona. Wer war dieser Jona?

Jona lebte als Prophet am Hof des Koenigs Jerobeam II. (787-747) im Nordreich Israel (2 Koen 14,25). Mehr ist von diesem Gottesmann nicht bekannt. Aber dieses Wenige genuegte dem Erzaehler, um ihn zur Mittelpunktsfigur seiner Geschichte zu machen. Es ging ihm ja keineswegs um die Darstellung einer historischen Persoenlichkeit. Vielmehr wollte er eine Gestalt mit einem allgemein menschlichen Charakter schaffen, damit wir uns selbst in ihr erkennen koennen. Daher noch einmal die Frage: Wer ist eigentlich dieser Jona? Er ist kein anderer als wir selbst. Mit anderen Worten: Jedermann ist Jona, jeder Mann und jede Frau. Schauen wir also naeher zu.

Als Prophet sollte sich der Jona unserer Geschichte auf den Weg nach Ninive, der gottlosen Stadt, machen, um ihr das Strafgericht zu predigen. In gleicher Weise erging das Wort Gottes auch an Jeremia und Elia. Sie standen auf und gingen dorthin, wohin sie gehen sollten. Bei Jona sieht es zunaechst so aus, als tue er dasselbe; denn wie Jeremia und Elia machte auch er sich auf den Weg. Man sollte also meinen, dass die Erzaehlung mit den Worten fortfaehrt: "Und er ging nach Ninive gemaess dem Wort des Herrn." Denn mit keinem Wort wehrte sich Jona dagegen. Dann aber erfahren wir voellig unerwartet etwas ganz anderes: "Doch er wollte nach Tarschisch fliehen, weit weg vom Herrn" (1.3).

Das also ist das Erstaunliche: Jona macht sich tatsaechlich auf den Weg, aber er geht in die vollkommen entgegengesetzte Richtung, um moeglichst weit vom Herrn wegzukommen. Was also tut Jona? Er tut zunaechst so als ob. Dann aber verdreht er seinen Auftrag ins Gegenteil. Damit verlaesst er den Weg der Wahrheit und begibt sich auf den Weg der Luege. Von diesem Augenblick an geht es mit ihm unaufhaltsam hinunter. Der Erzaehler schildert es so: Um nach Tarschisch, der Stadt seiner Traeume, zu kommen, wandert er zum Hafen von Jafo hinunter (!). Dann steigt er zum Schiff hinab (!) und verkriecht sich dort in den untersten (!) Raum. Schliesslich landet er in den Tiefen des Meeres. Und dabei hatte ihn die Fahrkarte fast ein Vermoegen gekostet; denn die weite Reise sollte fast ein ganzes Jahr dauern. Aber Fluchtwege kommen einem immer teuer zu stehen.

Auf diesem "Weg nach unten" werden seine inneren Sinne immer unschaerfer fuer das, was er eigentlich ist. Auf dem Weg nach Tarschisch verliert er immer mehr sich selbst. Weil er das Licht der Wahrheit scheut, geraet er immer mehr in die Dunkelheit und erkennt immer weniger die Unstimmigkeit seines Lebens. So fuehrt ihn sein Fluchtweg in die voellige Ausweglosigkeit. Daraus ergibt sich: Verdraenge die Wahrheit nicht! Verdraengen, das bedeutet: Die Wirklichkeit nicht wahrhaben wollen; sich weigern, den Ruf der Stunde zu hoeren. Wer dies tut, geht am eigentlichen Leben vorbei.

Warum aber geht Jona in die genau entgegengesetzte Richtung? Warum will er nicht nach Ninive, sondern nach Tarschisch? Die Antwort, die sich uns hier zutraegt, lautet: Er mag die Niniviten nicht. Er mag sie nicht, weil sie ganz anders sind als er. Mehr noch: Er empfindet ihnen gegenueber eine tiefe Abneigung. Daher hat er den Wunsch, dass sie vom Erdboden verschwinden. Aber je mehr er ihnen den Untergang wuenscht, um so mehr geht er selbst unter.

Spielt sich nicht auch hier in Jona das ab, was wir in uns selbst erfahren, wenn wir Menschen nicht moegen, weil sie anders sind als wir? Sperrt sich da nicht auch in uns alles, wenn wir zu ihnen gehen sollen? Schlagen nicht auch wir in solchen Situationen eine Richtung ein, in der wir ihnen nicht begegnen? Doch genau das ist es, was uns selbst zermuerbt. Damit stellt sich uns die Frage: Haben wir nicht alle unser eigenes Ninive, vor dem wir auszuweichen suchen? Unter diesem Gesichtspunkt will uns die Jona-Geschichte zu Bewusstsein bringen, wo unser Ninive liegt, vor dem wir wegzulaufen suchen. Vielleicht erahnen wir an dieser Stelle, warum Gott ausgerechnet Jona den Auftrag gab, nach Ninive zu gehen. Er wollte, dass sein Prophet seine tiefe Abneigung diesen Menschen gegenueber ueberwinde; denn die Abneigung zerstoert vor allem den, in dem sie haust. Daher geht es in der Jona-Geschichte nicht nur um die Rettung von Ninive, sondern auch um die Rettung von Jona. Auf dem Weg zu den Niniviten soll Jona selbst ein anderer werden, soll er selbst verwandelt werden.

Wie aber ist es moeglich, unangenehme Wege zu gehen? Wie koennen wir innerlich gefasst und ruhig sogar bedrohlichen Zielen entgegengehen? Bleiben wir bei jenem Auftrag, der an Jona ergangen war. Er lautete: "Mach dich auf ...!" Das bedeutet doch: "Oeffne dich fuer Ninive, nimm Ninive in dich auf. So ist in dir schon angekommen, wohin du noch gehen musst.

Ich erinnere mich an einen Arzt, der einmal schrieb: "Bevor ich einen schwierigen Patienten in mein Sprechzimmer bitte, versuche ich, ihn meditativ in mich aufzunehmen. Auf diese Weise gewinne ich einen unmittelbaren Zugang zu ihm, und die befuerchteten Umgangsschwierigkeiten sind nicht mehr da." Nimm also Ninive in dich auf, noch bevor du nach Ninive gehst. Dann kannst du dir viele leidvolle und teure Umwege sparen. Dein Wesen wird so geradlinig sein wie dein Weg, und du darfst gewiss sein, dass du in Ninive immer den rechten Ton triffst - Ninive und dir selbst zum Heil.

(Jona wird nicht nur im Tenach beschrieben, sondern auch im Koran, und zwar in den Suren 4/163, 6/86, 10/98, 21/87, 37/139 bis 37/148.)

(Rudolf Stertenbrink OP in Pastoralblatt fuer die Dioezesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Koeln, Osnabrueck, Juli 1991).

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Eine Dichtung von Rumi berichtet von einem Beduinen, der in ungewoehnlicher, ja in laesternder Weise auf dem Berg Sinai zu Gott spricht. Der sich allein waehnende Ziegenhirt spricht: "Wo bist Du, dass ich Dein Diener werde, Deinen Rock Dir flick', Dein Haar Dir kaemme, wasch Deine Kleider und toete Deine Laeuse, Milch Dir bringe, o Du Hocherhabener!"

Der unerwartet auftauchende Moses (Musa) hoert dieses sonderbare Gebet. Er packt den Beduinen am Kragen und erteilt ihm eine ordentliche Lektion wegen dieses blasphemischen Redens mit Gott. Noch in der folgenden Nacht wird Moses von Gott belehrt, dass ihm ein solch herzlich-kindliches Gestammel lieber sei, als hochmuetige Theologenworte. Und dann ein Verweis an Musa:

"Du bist gesandt worden, um die Menschen Mir naeher zu bringen, nicht gesandt bist Du aber, um sie von mir zu trennen."

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Es ist sicher, dass wir schneller fahren, hoeher fliegen und weiter sehen koennen, als Menschen frueherer Zeiten. Es ist sicher, dass wir mehr abrufbares Wissen zur Verfuegung haben als jemals Menschen vor uns. Es ist sicher, dass Gott sein Wort noch niemals zu einer besser genaehrten, gekleideten und besser gestellten Gemeinde sprach. Nicht sicher ist, wie wir bestehen werden vor seinem Blick. Vielleicht haben wir mehr Barmherzigkeit noetig als alle, die vor uns waren.

(Lothar Zenetti in "Sieben Farben hat das Licht", Muenchen 1975)

Meditation ueber das Frieden-Stiften

Sechs mal habe ich mit meiner Frau Urlaub in Jugoslawien gemacht. Zweimal habe ich das Land auf dem Wege in die Tuerkei durchfahren. Spaetestens nach dem ersten Urlaub habe ich das Land und seine Menschen geliebt. Deshalb bin ich von dem Blutbad in dem frueheren Jugoslawien staerker betroffen als von den Blutbaedern im Libanon, Irak, Sudan oder in Somalia.

Zuerst habe ich die drei Bosniaken im In- und Ausland angerufen, die ich persoenlich kenne, und ihnen mein Beileid ausgedrueckt. Danach haben einige Freunde, meine Frau und ich seit mehreren Monaten an jedem Wochenende abwechselnd die Kroaten, Serben und Muslime bei Ihren Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen besucht. Ich wollte verstehen lernen, wie es dazu kommen konnte. Und ich wollte wissen, wo oder was oder wie oder wann ich helfen kann. In zahllosen stundenlangen Gespraechen habe ich gelernt, wie wenig ich darueber weiss.

Seit 8 Jahren fuehren meine Frau und ich intensive interreligioese Gespraeche mit Juden und Muslimen. Immer wieder machen wir die Beobachtung, dass die Menschen - wenn sie denn ueberhaupt den Anderen zur Kenntnis nehmen - nur uebereinander und nicht miteinander reden. Das gilt heute auch fuer die Buerger des ehemaligen Jugoslawien. Wir halten das im wahren Sinn des Wortes fuer toedlich. Wie soll denn ein Zusammenleben in Jugoslawien noch einmal moeglich werden, wenn schon die Menschen hier demonstrieren, dass sie das nicht koennen? Und mit welchem Recht will ich Gott um das Wunder des Friedens in Bosnien-Herzegowina bitten, wenn ich den Frieden nicht einmal hier in Koeln vorleben kann? Deshalb ist mir das Gespraech so wichtig. Und das gemeinsame demuetige Gebet zu Gott. Deshalb finde ich es nicht gut, das Gebet von einer Bedingung abhaengig zu machen.

Ich habe wahnsinnige Angst vor dem Tag, an dem ein verzweifelter katholischer oder muslimischer Bosniake hier in Koeln einen unschuldigen Serben toetet, nur weil wir uns alle angewoehnt haben, Serbe zu sagen, wenn wir Moerder meinen.

Kein Mensch lebt fuer sich allein. Jeder Mensch wird von einer Mutter geboren, im Normalfall auch in eine Familie hinein. Eltern und Grosseltern lehren ihn die Sprache und die ersten Regeln menschlichen Umgangs. Spaeter kommt die Gemeinschaft des Kindergartens, der Schule, der Religion und des Staates oder Volkes hinzu. Wir neigen dazu, die Regeln desjenigen Verbandes, dem wir uns am staerksten zugehoerig fuehlen, als verbindliche Norm zu uebernehmen. Gedankenlos oder feige tun wir das auch dann, wenn wir erkennen, dass die Regeln einmal kritisch hinterfragt werden muessen oder wenn die Regeln sogar gegen Gottes Gebote verstossen.

Gott hat seine Offenbarung an alle Menschen gerichtet. Weder in der Bibel der Juden, dem sogenannten Alten Testament, noch in den Evangelien noch im Koran richtet sich Gott nur an die Rabbiner, die Priester oder die Imame. Er richtet sich an jeden einzelnen Menschen. Und Gott wird am Tag der Abrechnung auch von jedem Menschen einzeln Rechenschaft fordern. Deshalb muss auch jeder Mensch fuer sich allein entscheiden, ob er die Sprachlosigkeit seines Volkes oder seiner Religionsgemeinschaft mitmacht oder nicht.

Lassen Sie uns diese Meditation schliessen mit einem Versprechen Gottes aus der Bibel der Juden, geschrieben von dem Propheten Maleachi.

"$3/16$ Da redeten die miteinander, die den HERRN fuerchteten, und der HERR merkte auf und hoerte. Und ein Buch der Erinnerung wurde vor ihm geschrieben fuer die, die den HERRN fuerchten und seinen Namen achten.

$3/17$ Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde. Und ich werde sie schonen, wie ein Mann seinen Sohn schont, der ihm dient."

Ich moechte noch einmal mit meinen eigenen Worten wiederholen, wie ich es verstehe: Die, welche Gott fuerchten, sollen miteinander reden. Dann hoert Gott auch zu. Amen.

(Verwendet 09-Dezember-1992 in Koeln)

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$4/25$ Deshalb legt die Luege ab und redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Naechsten, denn wir sind untereinander Glieder. $4/26$ Zuernet, und suendigt [dabei] nicht! Die Sonne gehe nicht unter ueber eurem Zorn,

$4/27$ und gebt dem Teufel keinen Raum.

$4/28$ Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern muehe sich vielmehr und wirke mit seinen Haenden das Gute, damit er dem Beduerftigen [etwas] mitzugeben habe.

$4/29$ Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hoerenden Gnade gebe.

$4/30$ Und betruebt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erloesung hin.

$4/31$ Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Laesterung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit.

$4/32$ Seid aber zueinander guetig, mitleidig, und vergebt einander, so wie Gott in Christus euch vergeben hat.

(Epheser-Brief des Apostels Paulus)

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Wer den vielen Geheimnissen der Bergpredigt nachleben will, der wird auch auf das Geheimnis der gesegneten Unfruchtbarkeit stossen. Dieses Geheimnis wird wie viele andere erst im blick auf das Geheimnis des Weges zugaenglich. Ein Weg ist ein unfruchtbares Stueck Land mitten zwischen fruchtbaren Aeckern, Wiesen und Waeldern. Und gerade diese Unfruchtbarkeit, der steinige Unterbau, der harte Belag, macht den Weg zum Weg. Gerade diese Unfruchtbarkeit macht ihn brauchbar. Gerade so schenkt er die Moeglichkeit, Saat auszufahren, die Ernte einzubringen und einander zu begegnen.

Auch unser Herz ist eine Landschaft mit kargen Boeden, fruchtbarem Ackerland und harten, staubigen Wegen. So kann es sich lohnen, einmal ueber die Unfruchtbarkeiten des eigenen Lebens nachzudenken. Den offenkundigen Misserfolgen, dem ergebnislosen Bemuehen, dem vergeblichen Warten. Wie viele "umsonst" gibt es hier. "Umsonst" hat aber eine doppelte Bedeutung. Es kann "vergeblich" bedeuten, aber auch "unentgeltlich, geschenkt". "Selig die Unfruchtbare, sie wird siebenfach empfangen", heisst es im 1.Sam.2,5. Frere Roger Schuetz aus Taize sagt: "Tu das vom Evangelium, was du begriffen hast, auch wenn es wenig ist". Es kommt nicht darauf an, viele Schritte zu tun, und es kommt nicht darauf an, grosse Schritte zu tun. Worauf es ankommt, ist, den naechsten Schritt zu tun oder auch nur, sich den naechsten Schritt fuehren zu lassen.

Lk 4,16-30,2 sowie Kor 4,6-12.
W.Lambert SJ und G.Koenig SJ.

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Wo sich in der Art und Weise keine Einmuetigkeit finden laesst, moege man den Nationen - unter Wahrung von Glaube und Frieden - ihre Andachtsuebungen und Ausdrucksformen lassen. Die religioese Hingabe waechst vielleicht sogar bei einer gewissen Verschiedenheit, wenn eine jede Nation danach strebt, ihren Ritus mit Eifer und Sorgfalt lichtvoller zu gestalten, um die anderen darin zu uebertreffen und so groesseres Verdienst bei Gott und Lob in der Welt zu erlangen.

(Nikolaus von Kues in "De pace fidei")

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Das Christentum ist nicht der Honig der Welt,
sondern das Salz der Erde, in deren Wunden es brennt.

(George Bernanos)

Irischer Reisesegen

Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schliessen,
um dich zu schuetzen gegen alle Gefahren.
Der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren
vor der Heimtuecke des Boesen.
Der Herr sei unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du faellst.
Der Herr sei in dir,
um dich zu troesten, wenn du traurig bist.
Der Herr sei um dich herum,
um dich zu verteidigen,
wenn andere ueber dich herfallen.
Der Herr sei ueber dir,
um dich zu segnen.
So segne dich der guetige Gott
heute und morgen und immer.
Amen.

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Moege der Weg dir freundlich entgegenkommen,
der Wind dir immer im Ruecken stehen,
Sonnenschein dein Gesicht braeunen,
Waerme Dich erfuellen.
Bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich schuetzend in seiner grossen Hand.


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