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Quelle: Seite 1, Koelner Stadtanzeiger - 17. August 2000

Studie über "Islamische Organisationen in Deutschland"

Versuch, das Verhältnis zu Moslems zu entkrampfen.
In NRW bekennt sich eine Million zum Islam.

Jochen Loreck

Als vor rund 40 Jahren die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland kamen, war ihnen vieles fremd: der Sonntag als arbeitsfreier Tag, das Läuten der Kirchenglocken, die Grabkreuze auf den Friedhöfen. Heute ist die Fremdheit gemindert. Moslems sind Teil der Gesellschaft, das Nebeneinander der Religionen fast schon Normalität.

Um den Umgang mit der moslemischen Minderheit weiter zu entkrampfen, hat die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung nun erstmals eine Studie über "Islamische Organisationen in Deutschland" vorgelegt. Fazit: Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Moslem-Gruppen, die als "eingetragene Vereine" organisiert sind. Für die meisten der in Deutschland lebenden Moslems ist ihre Religion allerdings Privatsache.

Unter den 82 Millionen Einwohnern Deutschlands sind Schätzungen zufolge etwa drei Millionen Anhänger des Islam. Mehr als zwei Millionen stammen aus der Türkei. Weitere Herkunftsländer sind Libanon, Iran, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina und der Kosovo.

Was leicht übersehen wird: Es gibt auch "urdeutsche" Moslems. mit deutschem Pass, die ihre "Ahnentafel" bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen können. Ihre Vorfahren kamen als Kriegsgefangene nach Deutschland, nachdem 1683 die Türken vor Wien geschlagen wurden.

Bei der letzten Volkszählung 1987 in der alten Bundesrepublik gaben 48.000 deutsche Staatsbürger an, sie seien Moslems. Im Zuge von Eheschließungen, Übertritten und Einbürgerungen dürfte diese Zahl heute viel höher liegen. Die Statistischen Ämter passen hier. Zwar erfassen die Einwohnermeldeämter mit Blick auf die Kirchensteuer die Zugehörigkeit zu christlichen Gemeinschaften. Wer aber einer Religion anhängt, deren Dachverband nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts registriert ist, landet in der Kategorie "Verschiedenes".

Als Bundesland mit dem höchsten Moslem-Anteil gilt Berlin. Die Volkszählung von 1987 erbrachte: Von den etwa 2,2 Millionen West-Berlinern waren 128 000 Moslems, was einem Anteil von gut sechs Prozent entspricht und im Wesentlichen auf die Türken im Stadtbezirk Kreuzberg zurückgeht. Aktuelle Schätzungen besagen: In Nordrhein-Westfalen leben heute annähernd eine Million Moslems, in den neuen Bundesländern insgesamt nur etwa 60 000.

Präziser sind die Angaben über die Andachtsstätten. Das Islam-Archiv in Soest hat ermittelt, dass die Zahl der Moscheen seit 1997 von 26 auf 66 gestiegen ist. Hinzu kommen mehr als 2.200 Gebetshäuser.

Rund 500.000 Moslem-Kinder besuchen derzeit deutsche Schulen. Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder im Fach "Islamkunde" unterrichtet werden. Dem stehen allerdings rechtliche Hürden entgegen. Das Grundgesetz legt fest, dass in deutschen Schulen Religionsunterricht "in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften" erteilt wird. Im Islam gibt es jedoch keine allseits anerkannte Autorität als Vertragspartner deutscher Behörden.

Die Studie der Ebert-Stiftung tritt dem Vorurteil entgegen, Moslems neigten zum Extremismus. Tatsächlich sage die übergroße Mehrheit Ja zur Verfassung. Empfohlen wird, mit den vielen moslemischen Verbänden verstärkt das Gespräch zu suchen, um die Hinwendung zum Radikalismus von vorn herein zu unterbinden. Das Zubilligen religiöser Freiheit biete die beste Chance zur Integration.


Islamische Organisationen in Deutschland

ISBN:3-86077-880-3

Herausgegeben vom Wirtschafts- und sozialpolitischen
Forschungs- und Beratungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung
Abteilung Arbeit und Sozialpolitik
D-53170 Bonn

Juli 2000

(Dokumentanfang)


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