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Buchbesprechung: Muhammad in der Bibel


Verlagsangaben

1992 by SKD Bavaria Verlag, Muenchen, ISBN 3-926575-00-X.

Professor 'Abdu 'l-Ahad Dawud, B.D., der Autor der hier vorliegenden Serie von Artikeln, ist der fruehere Geistliche David Benjamin Keldani, B.D., ein roemisch-katholischer Priester der vereinigten chaldaeischen Sekte. Eine dreiseitige Kurzbiographie des Autors ist in dem Buch enthalten.

Uebersetzer ist Hasan Guenter Nydayisenga.


Buchbesprechung

MOHAMMED IN DER BIBEL: Wenn ein Moslem so einen Buchtitel hoert, wird er wahrscheinlich erfreut zustimmen. Er fuehlt sich in seinem Glauben bestaetigt, wenn er liest, dass im heiligen Buch der Christen Mohammed und die Ausbreitung des Islam vorausgesagt sind. Christen dagegen werden sich sehr wundern, wenn sie so etwas hoeren: "Weder der Name Mohammed noch das Wort Islam kommen in der Bibel vor. Wie soll in einem Buch, das viele Jahrhunderte vor Mohammed schon existierte, etwas ueber ihn zu lesen sein?" Wie kann also der Verfasser des oben genannten Buches, David Benjamin, Mohammed und den Islam in der Bibel finden? Ich moechte zunaechst an einigen Beispielen zeigen, wie er zu seinen Behauptungen kommt.

Das Wort Islam gehoert zu dem gleichen Wortstamm wie das arabische Wort Salam und das hebraeische Schalom. Beides bedeutet Friede. Nun kommt das Wort Friede natuerlich sehr oft in der Bibel vor, und so findet David Benjamin eine ganze Reihe von Stellen, die er auf den Islam hin deuten kann, zum Beispiel in der Weihnachtsgeschichte und in der Bergpredigt.

In der Weihnachtsgeschichte singen die Engel die Worte "Friede auf Erden", David Benjamin uebersetzt das dann ganz einfach: "Islam auf Erden". Etwas spaeter kommt in diesem Lied der Engel das griechische Wort Eudokia vor. Gewoehnlich wird es mit Wohlgefallen uebersetzt. Gemeint ist damit, dass Gott dem Menschen gegenueber positiv eingestellt ist, dass er also guetig ist (vaeterlich sagen wir Christen). Benjamin uebersetzt auch diese Worte anders: Die Eudokia gibt er als ahmadia Gottes wieder und behauptet, damit sei die Glaubensgemeinschaft aller Moslems gemeint. Ebenso hat nach seiner Meinung dann Jesus in der Bergpredigt nicht gesagt "Selig sind die Friedensstifter" (griech. eirenopoioi), sondern: "Selig sind die Moslems!"

Wer sich ein wenig in der Bibel auskennt, der weiss, dass Jesus sehr viel vom Gottesreich gesprochen hat. Ich kann hier nicht weiter darauf eingehen, was es mit diesem Begriff auf sich hat. Fuer David Benjamin ist die Sache klar: "Was kann mit dem Gottesreich anders gemeint sein als die religioes-politische Gemeinschaft des Islam?" Und so kommt er wieder zu unzaehligen Bibelworten, in denen Jesus vom Islam spricht - bis dahin, dass alle Christen (ohne es zu wissen natuerlich) um die Ausbreitung des Islam beten, wenn sie im Vaterunser sprechen: "Dein Reich komme!"

Der Name Mohammed ist abgeleitet von einem arabischen Zeitwort hamad, das preisen bedeutet. Dieses Wort gibt es auch in der hebraeischen Sprache, da heisst es chamad und hat die gleiche Bedeutung. Beim Propheten Haggai kommt nun das Wort chemed vor. Es ist abgeleitet von chamad und bedeutet Kostbarkeiten. Der Prophet spricht in diesem Kapitel davon, dass der zerstoerte Tempel wieder aufgebaut wird, und dass dann aus aller Welt neue Tempelschaetze - er sagt ausdruecklich Gold und Silber - zusammenkommen werden. David Benjamin uebersetzt auch hier anders, das Wort chemed behauptet er, entspreche dem arabischen Ahmad, und jeder Moslem weiss, dass Ahmad einer der Namen des Propheten Mohammed ist. So einfach kann man dann den Namen Mohammed in der Bibel finden.

Oder eine andere interessante Stelle: Der Prophet Daniel erzaehlt einmal von einem Traum, in dem er sah, wie eine Gestalt vom Himmel herabkam; er nennt diese Gestalt Menschensohn. David Benjamin ist nun ueberzeugt, dass auch mit diesem Menschensohn Mohammed gemeint sei - im Text steht allerdings nichts davon. Da auch Jesus oefters dieses Wort Menschensohn gebraucht, behauptet Benjamin einfach, Jesus habe von Mohammed gesprochen. (Dass Jesus diese Bezeichnung immer auf sich selbst bezieht, stoert David Benjamin nicht im geringsten - immer, wenn ihm ein Bibelvers nicht in sein Konzept passt, dann erklaert er ihn fuer "verfaelscht".) Auch Johannes der Taeufer weist nach Benjamins Ansicht auf Mohammed hin. Er sagt naemlich einmal, nach ihm werde einer kommen, der werde mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Diese Taufe mit Geist und Feuer, behauptet Benjamin nun, koenne nichts anderes sein als die sibghatu-llah, von der im Koran an einer Stelle einmal die Rede ist. (Dass dieses Wort weder mit Geist noch mit Feuer zu tun hat, sondern eine Kennzeichnung mit Farbe bezeichnet, das stoert den Verfasser dieses Buches auch nicht weiter.)

Wer ist dieser Schriftsteller, der die Bibel so eigenwillig auslegt? Im Vorwort des Buches erfahren wir, dass David Benjamin Keldani 1867 in Urmia in Persien geboren wurde, dass er urspruenglich ein Priester der Vereinigten Chaldaeischen Kirche war, dass er im Jahr 1900 aus der christlichen Kirche austrat und sich 1904 offiziell zum Islam bekannte.

Die chaldaeische Kirche (tuerkisch: Keldani) ist ein letzter Rest der nestorianischen christlichen Gemeinde, die sich vor den Mongolenstuermen vom Iran bis nach China hin ausgebreitet hatte. In den schweren Zeiten des 16.Jahrhunderts schloss sich ein Teil dieser Kirche an die roemische Kirche an, deshalb spricht man von der "unierten chaldaeischen Kirche". Diese Christen sprechen untereinander heute noch einen ostsyrischen Dialekt, der mit der aramaeischen Sprache, die man zur Zeit Jesu in Palaestina gesprochen hat, grosse Aehnlichkeit hat. So kommt es, dass einfache Chaldaeer glauben, ihre Sprache sei die gleiche, die auch Jesus gesprochen hat.

Im Vorwort des Buches erfahren wir weiter, David Benjamin habe die biblischen Schriften alle im Originaltext gelesen - in der tuerkischen Ausgabe des Buches heisst es sogar, er habe die hebraeische, aramaeische, griechische und tuerkische Sprache beherrscht. Das duerfte jedoch ein Irrtum sein.

Er selbst erzaehlt in seinem Buch, dass er eine Bibel von seiner Tante bekommen hatte. Das war ohne Zweifel der chaldaeische Text (es koennte die 1852 in Urmia herausgebrachte Ausgabe sein). Der Urtext des Alten Testaments ist hebraeisch, einige Kapitel des Propheten Daniel sind auch auf Aramaeisch ueberliefert. David Benjamin zitiert die meisten Woerter des Alten Testaments allerdings in der syrischen Form. Besonders deutlich wird das bei dem Wort Menschensohn. Im Urtext lautet es bar enosh, waehrend Benjamin es immer als bar nasha wiedergibt. Auch seine Kenntnisse des Griechischen duerften minimal gewesen sein. Alleine das Wort periklytos bringt er in vier verschiedenen Fassungen, meistens uebrigens in der syrischen, naemlich periqlytos. Das kann einem Kenner des Griechischen kaum passieren. Dass er tuerkische Woerter im Jahr 1939 noch in der osmanischen Schreibweise wiedergibt, ist ebenfalls verwunderlich (und dass er meint, Gott habe den Mustapha Kamal erhoeht, "der sein Land errettete und den Islam wieder zu Ehren brachte", sei nur am Rande bemerkt.)

Von Sprachwissenschaft scheint er nur sehr wenig zu verstehen, sonst koennte er nicht den israelischen Ortsnamen Mizpe (Wartberg) samt dem hebraeischen Wort Zopeh (Waechter) mit dem griechischen Wort Sophia (Weisheit) und den arabischen Woertern Sufi und Mustafa (der Auserwaehlte) von einer einzigen Wurzel ableiten wollen.

Was mich an diesem Buch so sehr stoert, das ist allerdings nicht, dass der Verfasser anderer Meinung ist als ich - darueber koennte man reden. Es ist auch nicht, dass er sich oft nachweisbar irrt - auch darueber koennte man sprechen. Was mich wirklich bedrueckt, ist der Hass, mit dem er seine Gedanken zum Ausdruck bringt. Fast auf jeder zweiten Seite lesen wir, die Christen seien dumm, ignorant und boese. Er sagt nie "Ich vermute" oder "Ich bin ueberzeugt", sondern er redet, als muesse jeder intelligente Mensch erkennen, dass nur er die richtige Meinung hat. Und wenn Christen nicht so denken wie er, dann sind sie boese, weil sie die Wahrheit nicht anerkennen wollen.

An einer Stelle wird seine gehaessige Gesinnung besonders deutlich. Jesus hat einmal gesagt, man solle nicht so beten, dass man dafuer von den Leuten bewundert wird. Deshalb sei es besser, sagt er, wenn man nicht auf der Strasse betet, wo es alle sehen, sondern man solle lieber in eine stille Kammer gehen und dort mit Gott reden. Was macht aber David Benjamin daraus? Er schreibt, in unserem Evangelium habe Jesus seinen Zuhoerern die Anweisung gegeben, "zu Gott an einem geheimen Ort zu beten, zur Toilette zu gehen, die Tuer zu schliessen - nur unter einer solchen Bedingung wuerde ihr 'Vater' ihre Bitte hoeren".

Da mir sehr viel an der Freundschaft zwischen Moslems und Christen liegt, halte ich dieses Buch fuer schlecht. Wenn Moslems darin lesen, bekommen sie falsche Informationen ueber den christlichen Glauben, und wenn Christen darin lesen, muessen sie die Moslems fuer dumm halten, weil sie solchen Unsinn ernst nehmen. Am besten waere es gewesen, man haette dieses alte Buch ueberhaupt nicht mehr gedruckt.

Nachbemerkungen:

1) Ich habe dieses Buch gruendlich gelesen und alle wichtigen Stellen im Urtext nachgesehen. Ich haette also auch einen wissenschaftlichen Artikel darueber schreiben koennen. Es lag mir aber daran, allgemeinverstaendlich zu schreiben. Ich hoffe, es ist mir einigermassen gelungen.

2) Ich bin genauso empoert, wenn Christen dumme Behauptungen ueber den Islam aufstellen. Ich achte jeden wahrhaft glaeubigen Menschen, aber gerade darum sollten wir den Glauben der anderen nicht schlecht machen.

Tilmann Steinert


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