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Ein schwieriger Gespraechspartner

Vatikan unterzeichnet erstes Abkommen mit Islam-Universitaet

VATIKANSTADT/KAIRO. Mit Superlativen haben aegyptische Politiker bereits vor Wochen den neuen Kontakt zwischen dem Vatikan und der muslimischen Al-Azhar-Universitaet in Kairo angekuendigt. Die Kirchenleitung in Rom haengte den Vorgang deutlich niedriger. Dennoch bedeutet die am letzten Donnerstag in Rom unterzeichnete Vereinbarung und die Einrichtung eines bilateralen Komitees zwischen der renommiertesten Hochschule des sunnitischen Islam und dem vatikanischen Rat fuer den interreligioesen Dialog eine neue Etappe - gerade in einer Phase, wo ein aggressiver islamischer Fundamentalismus den Christen in manchen muslimischen Laendem das Leben schwer macht.

Denn nicht nur im Sudan wird islamisches Recht als Kampfmittel gegen Christen benutzt. Vom Senegal bis zum Persischen Golf beklagen die christlichen Minderheiten vielerorts Diskriminierung. Im Namen von Koran und Sharia ist man dort bestenfalls bereit, sie in untergeordneter Rolle als "Dhimmis" zu tolerieren. Seit Jahren pflegt und foerdert der Vatikan daher den Kontakt zu moderaten und dialogoffeneren Kraeften im Islam. Die Gregoriana-Universitaet oder die Paepstliche Hochschule fuer Arabische und Islamische Studien unterhalten Verbindungen zur Zeituna-Universitaet in Tunis oder zu muslimischen Organisationen in der Tuerkei oder in Jordanien.

Auch die Kontakte zwischen Rom und den dialogoffenen Gelehrten des Instituts der Al-Azhar-Universitaet sind nicht ganz neu. Seit laengerem gibt es bereits regelmaessige Treffen von Experten beider Seiten. Aber das neue Abkommen besiegelt diese Verbindungen jetzt durch einen Vertrag, legt sie auf Dauer an und gibt ihnen damit einen ganz anderen Stellenwert: Die Kirchenleitung hat von nun an im islamischen Bereich einen festen, angesehenen Ansprechpartner, mit dem sie auf kultureller, intellektueller und bedingt sogar auch auf dogmatischer Ebene Probleme eroertern kann.

Allerdings hat das Al-Azhar-Institut fuer den Islam nicht die Stellung wie der Vatikan in der katholischen Kirche. Die Gutachten der Kairoer Gelehrten geniessen in der islamischen Welt Autoritaet, ohne damit bindend zu sein. Und wenn ihr Ansehen auch in Agypten weit reicht, ist damit kein politischer Einfluss auf Nachbarstaaten verbunden. Im uebrigen sind auch die Kairoer Hochschule und ihre Professorenschaft kein homogener Block.

Dennoch stellt der neue Vertrag, der insbesondere in Agypten moderaten Kraeften Auftrieb geben duerfte, einen neuen Anlauf fuer den heute schwierigen Kontakt zwischen Kirche und Moschee dar. Er entspricht den Vorgaben von Papst Johannes Paul II., zur Jahrtausendwende nicht nur die Oekumene zu verstaerken, sondern auch den interreligioesen Dialog vor allem mit Juden und Muslimen zu foerdern. Und er koennte damit auch ein interreligioeses Treffen auf dem aegyptischen Sinai leichter machen.

Vielleicht knuepft das Abkommen wieder an bessere christlich-islamische Zeiten an. Vor 20 Jahren, vor der islamischen Revolution Khomeinis und dem Erstarken des religioesen Fundamentalismus, waren die Kontakte leichter als heute. In den spaeten 70er Jahren etwa gab es gemeinsame Treffen, bei denen der damalige Kurienkardinal Sergio Pignedoli eine grosse Rolle spielte. Allerdings zeigte sich bei einem umstrittenen, spaeter wieder zurueckgezogenen Vertragsabschluss von Tripolis 1978, dass beide Seiten von unterschiedlichen Erwartungen ausgingen. Die Kontakte kuehlten ab. Dannach gab es freilich noch einen neuen Anlauf mit dem Papstbesuch 1985 in Marokko. Unter dem Applaus von 50 000 muslimischen Studenten forderte Johannes Paul II. einen auf Gegenseitigkeit und Respekt beruhenden Dialog zwischen den beiden Religionen. Der neue Anlauf mit Al-Azhar soll hier anknuepfen.

JOHANNES SCHIDELKO in der (katholischen) Kirchenzeitung Koeln, 5.Juni 1998, Seite 3.


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